Trainiere bis zum 31.08.2025 kostenlos! - Mehr Erfahren!

Effektives Dehnen im Training: Wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für maximale Flexibilität

Markus Eichhorn • 23. Juli 2025

6Min. Lesezeit

Erfahren Sie, wie Sie Dehnübungen optimal in Ihr Workout integrieren – mit konkreten Tipps eines Forschungsteams für mehr Flexibilität, Performance und Verletzungsprävention.
Eine Frau im schwarzen Sportoutfit streckt sich beim Yoga und berührt im Freien bei Sonnenaufgang ihre Zehen

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Flexibilität ist ein zentraler Bestandteil eines ganzheitlichen Trainingsprogramms. Sie beeinflusst Bewegungsumfang, Leistungsfähigkeit und das Verletzungsrisiko. Doch wann, wie lange und mit welcher Methode sollte man dehnen, um das Optimum aus seinem Workout herauszuholen? Ein aktuelles Forschungsteam hat konkrete Empfehlungen erarbeitet, die wir in diesem Artikel praxisnah aufschlüsseln.

  • Welche Dehnformen es gibt und wie sie physiologisch wirken
  • Wie Sie Ihr Aufwärmen und Cool-down optimieren
  • Welche typischen Fehler Sie unbedingt vermeiden sollten
  • Wie ein erprobtes Dehnprogramm im Alltag aussieht
  • Zusätzliche Tipps für nachhaltige Flexibilität

Tauchen Sie ein in die Welt des Dehnens – wissenschaftlich fundiert und praxiserprobt.

Grundlagen des Dehnens

Um Dehnübungen effektiv einzusetzen, ist ein solides Verständnis der physiologischen und methodischen Grundlagen essenziell.

Was ist Dehnen?

Dehnen bezeichnet das kontrollierte Verlängern von Muskeln, Sehnen und Faszien, um den Bewegungsumfang in einem oder mehreren Gelenken zu erhöhen. Es kann:

  • adaptiv: langfristig den Muskeltonus senken und damit Beweglichkeit steigern
  • reflektorisch: über Dehnungsreflexe kurzfristige Entspannung erzielen

Physiologische Grundlagen

  1. Muskelspindeln und Dehnungsreflex
    • Muskelspindeln melden Dehnungen ans Rückenmark
    • Ein schneller Dehnimpuls führt zum Gegenreflex (Muskelkontraktion)
  2. Golgi-Sehnenorgan
    • Registriert hohe Zugspannung in Sehnen
    • Löst bei Bedarf eine weitere Entspannung des Muskels aus
  3. Faszien
    • Bindegewebsnetzwerk umhüllt Muskeln
    • Regelmäßiges Dehnen kann die Gleitfähigkeit verbessern und myofasziale Verklebungen lösen
Ein graues Platzhalterbild mit mittig positioniertem Bildsymbol aus Bergen und Sonne

Abbildung: Muskelspindeln und Golgi-Sehnenorgan im Querschnitt

Arten des Dehnens

Tabelle mit vier Dehnmethoden, ihren Beschreibungen und Empfehlungen, ob sie vor oder nach dem Training angewendet werden sollten.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Dehnen

Ein multidisziplinäres Forschungsteam aus Sportwissenschaftlern und Physiotherapeuten hat aktuelle Studien ausgewertet und konkrete Empfehlungen formuliert.

Aktuelle Studienlage

  • Meta-Analysen zeigen, dass statisches Dehnen vor dem Training die maximale Kraft um bis zu 5 % reduzieren kann (Quelle

Empfehlungen des Forschungsteams

  1. Vor dem Training
    • Einsatz dynamischer Dehnübungen (5–10 Minuten)
    • Fokus auf sportartspezifische Bewegungsmuster
  2. Nach dem Training
    • Statisches Dehnen (2–3 Wiederholungen à 30 Sekunden pro Muskelgruppe)
    • Ergänzung durch PNF, wenn Zeit und Partner verfügbar sind
  3. Häufigkeit
    • Mindestens 3 x pro Woche für sichtbare Fortschritte
    • Bei Ziel „Maximum Flexibilität“ täglich kurze Einheiten möglich
Vier Illustrationen zeigen Dynamisches Dehnen, Statisches Dehnen, AC-Stretching und CR-Stretching mit erklärenden Beschriftungen auf Deutsch

Abbildung: Dynamisches Dehnen, statisches Dehnen etc.

Praktische Umsetzung im Training

Die Theorie ist nur so gut wie ihre Übertragung in die Praxis. Im Folgenden finden Sie erprobte Abläufe für Aufwärmen, Cool-down und Fortgeschrittenentechniken.

Integration ins Aufwärmen

Dynamisches Dehnen bereitet den Körper optimal auf Belastung vor:

  • Laufschule: Anfersen, Kniehebelauf, Seitgalopp
  • Beinpendel: Vor- und Rückschwingen im Hüftgelenk
  • Armkreisen: Kleine bis große Kreise für Schultern und obere Rückenmuskulatur

Bullet-Liste der wichtigsten Punkte:

  • Beginnen mit niedriger Intensität
  • Bewegungen kontrolliert, ohne Ruck
  • Jede Übung 8–12 Wiederholungen pro Seite
Eine sportliche Frau in Sportkleidung dehnt seitliche Beinmuskeln auf einer Strandpromenade vor dem Meer

Demonstration: Dynamisches Stretching vor dem Joggen

Integration in das Cool-down

Adäquates Cool-down durch statisches Dehnen:

  • Hüftbeuger
  • Wadenmuskulatur
  • Oberschenkelrückseite
  • Brust- und Schultermuskulatur

Empfohlener Ablauf:

  1. Position einnehmen, bis leichter Zug spürbar ist
  2. 30 Sekunden halten, dabei ruhig atmen
  3. 2–3 Wiederholungen mit 10–15 Sekunden Pause

Dehnprogramm für Fortgeschrittene (PNF)

PNF steigert die Flexibilität durch Kombination aus aktiver Anspannung und passivem Loslassen:

  1. Partnerpositionierung
  2. Isometrische Kontraktion (5–10 Sekunden)
  3. Aktives Nachgeben durch den Partner
  4. Ruhige Dehnung (15–30 Sekunden)

Dieses Protokoll kann für alle großen Muskelgruppen angewendet werden – ideal für Kraftsportler und Athleten mit hohem Flexibilitätsanspruch.

Häufige Fehler und wie man sie vermeidet

Selbst bei guter Planung schleichen sich oft kleine, aber wirkungsvolle Fehler ein.

  • Ohne Warm-up dehnen
  • Problem: Erhöhtes Verletzungsrisiko
  • Lösung: Immer dynamisches Aufwärmen mit 5–10 Minuten leichter Aktivität
  • Zu starkes Dehnen (Overstretching)
  • Problem: Mikrotraumata in Muskelfasern
  • Lösung: Spürbarer, aber kein intensiver Schmerz
  • Falsche Technik
  • Problem: Gelenkfehlstellungen, muskuläre Dysbalancen
  • Lösung: Korrekte Ausrichtung prüfen, ggf. Trainer/Physio hinzuziehen
  • Unregelmäßigkeit
  • Problem: Keine nachhaltige Verbesserung
  • Lösung: Trainingsplan mit festen Dehneinheiten
Vergleich von falscher und korrekter Knieausrichtung bei einer Vorwärtslunge im Fitnessstudio

Illustration: Typische Fehler beim statischen Dehnen

Fallstudie: Erprobtes Dehnprogramm in der Praxis

Um die theoretischen Erkenntnisse zu verdeutlichen, betrachten wir das Beispiel einer ambitionierten Läuferin, „Anna“.

Ausgangslage

  • 10-km-Bestzeit: 45 Min.
  • Eingeschränkte Hüftbeuger-Flexibilität (Range of Motion: 100° statt 120°)
  • Häufige Wadenkrämpfe nach Training

Dehnintervention (8 Wochen)

  1. Vor jeder Einheit: 5 Minuten dynamisches Dehnen (Beinpendel, Hocksprünge)
  2. Nach jeder Einheit: 3 Wiederholungen statisch à 30 Sekunden für Hüftbeuger, Waden, Oberschenkel
  3. Wöchentlich: 1 x PNF-Session mit Physiotherapeut

Ergebnis nach 8 Wochen:

  • Hüftbeuger-ROM: 120° (+20°)
  • 10-km-Bestzeit: 43 Min. (-2 Min.)
  • Deutlich weniger Muskelkrämpfe
Abbildung zeigt eine Frau in zwei Ausfallschritt-Positionen zur Veranschaulichung des Fortschritts der Hüftbeweglichkeit vom Anfang bis zum Ende eines Dehnprogramms

Grafik: Entwicklung von Hüftbeweglichkeit und Laufzeit

Zusätzliche Tipps für mehr Flexibilität

Atem- und Entspannungs-Techniken

  • Tiefes Bauchatmen unterstützt die muskuläre Entspannung
  • Progressive Muskelentspannung baut Restspannung ab

Selbstmassage und Faszienarbeit

  • Schaumstoffrolle (Foam Roller) für IT-Band, Waden, Oberschenkel
  • Triggerpunktbälle für Fuß- und Hüftbereich

Regeneration und Ernährung

  • Proteinzufuhr fördert Muskelreparatur
  • Hydration ist essenziell für Gewebefunktion
Ein Mann massiert seine Wade mit einer schwarzen Schaumstoffrolle auf einer dunklen Trainingsmatte in einem weißen Studio

Anwendung: Selbstmassage mit einer Schaumstoffrolle

Fazit

Effektives Dehnen basiert auf einem gezielten Zusammenspiel aus Art, Intensität und Timing der Übungen. Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick:

  • Dynamisches Dehnen vor dem Training steigert Leistung und bereitet optimal vor
  • Statisches Dehnen und PNF nach dem Training fördern langfristige Flexibilität
  • Regelmäßigkeit und korrekte Technik sind entscheidend
  • Zusätzliche Methoden wie Faszienrollen und Atemübungen unterstützen den Erfolg

Integrieren Sie diese wissenschaftlich fundierten Empfehlungen in Ihren Trainingsalltag. So maximieren Sie nicht nur Ihren Bewegungsumfang, sondern legen den Grundstein für höhere Leistungsfähigkeit und nachhaltige Verletzungsprävention.

Weiterführende Ressourcen:

  • ACSM Guidelines on Stretching